Hier beschweren sich viele — obwohl es gar nicht das Kernthema ist — darüber, dass Interviewte ihre Interviews nochmal gegenlesen müssen. Die Erschütterung darüber geht dann beinahe klanglich schon fast in Richtung »Verletzung der Pressefreiheit!«
Wenn man jemanden ein Interview gibt, dann gibt man diesem Journalisten die Möglichkeit der eigenen Person Aussagen zuzuordnen und zwar auch solche, die man vielleicht selbst so nicht gemeint hat. Missverständnisse, Tendenzen, unterschiedliche Sprachumgebungen, .… all das führt dazu dass Menschen sich generell nur beinahe richtig verstehen.
Einem Journalisten die Möglichkeit zu geben, dass schonmal in die Öffentlichkeit zu geben, ohne das man selbst noch einmal darauf schar, erfordert einiges an Vertrauen in den Journalisten. Dass dieses Vertrauen nicht jeder hat, kann man vielleicht auch versuchen zu verstehen .… wenn man will.
Natürlich erfordert es umgekehrt auch ein großes Vertrauen desJournalisten in den Interviewten, dass der nicht plötzlich alles völlig auf den Kopf stellt, indem er streicht und korrigiert.
Wir müssen wohl erkennen, dass es hier auf beiden Seiten weniger auf rechtliche Grundlagen, Grundrechte oder sonstiges juristisches ankommt, sondern auf den Charakter der beteiligten. Was ich aber sagen will: Nicht jeder, der ein Interview von sich noch einmal lesen will, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist (wenn es veröffentlicht ist), ist ein charakterloser Geselle, der etwas zu vertuschen hat. Und nicht jeder Journalist der Interview veröffentlich ist ein edler Geist, der sich nur für den Weltfrieden stark machen will.